08.02.2012

Die perfekte Tanguera

Zwar scheint momentan keine Sonne und es ist auch ziemlich kalt, aber stellen wir uns doch einmal vor, wir liegen gemütlich auf einer grünen Sommerwiese, über uns die Sonne, die Luft riecht frisch, in der Hand eine Frühlingsblume, die Grillen zirpen ... kurz ein perfekter Tag (die Ameisen, die gerade ins rechte Hosenbein krabbeln ignorieren wir jetzt 'mal). Und weil es so ein perfekter Tag ist, dürfen wir uns heute eine perfekte Tanguera wünschen. Also lasst uns gemeinsam die Augen schließen und uns diese "Traum"-Frau zusammenbasteln.

Sorry, aber wer mich kennt, der weiß, dass jetzt kein "90-60-90"-blond-Bastelbogen kommt. Was nützt die perfekte (optisch) Frau, wenn ich nicht mit ihr tanzen kann? Genau! Hier muss man(n) tiefer in die Bastelkiste greifen.

Beginnen wir doch einmal mit dem was man(n) nicht möchte. Absolutes nogo: die Tanguera die beim Tanzen ständig die Umgebung beobachtet. Genüge ich ihr wohl nicht? Sucht sie nach einem besseren Tänzer? Oder hat sie Angst, dass sie aus dem Hinterhalt ein Tiger anspringt? Geht also gar nicht. Genauso spannend sind Frauen, die sich passiv "herumschieben" lassen. Warum tanzen die eigentlich? Also bitte immer eine gewisse Körperspannung und einen Führungsimpuls dann auch umsetzen. Und auch nicht das eigene Körpergewicht auf mir "abladen". Sie sollte eher so "wie ein Tuch im Wind" sein. Ein leichter "Hauch" von mir und sie "weht".

Eine Unsitte hatte ich ja schon einmal beschrieben: sie denkt zu viel mit! Sie fängt an zu vermuten und beginnt von sich aus zu tanzen. Wofür braucht sie mich dann eigentlich (wenn sie doch eh ihren eigenen Kopf durchsetzen will)? Ich soll führen! Und sie soll folgen!

Nachdem das geklärt ist, können wir uns ja nun den Vorzügen widmen. Oft wird es mit "einfühlsam" beschrieben. Sie soll mir (meinem Körper) "zuhören" und sich an meinen Tanz anpassen. Wenn sie dann auch noch in der Lage ist, sich der Musik zu öffnen, ist es denke ich perfekt ("when 2 bodies become 1"). Ab jetzt kann es überhaupt erst anfangen Spaß zu machen. Wenn sie mir dann durch geschlossene Augen "Vertrauen" und "ich genieße es" signalisiert - Tanguero was willst du mehr?

Schön ist es auch, wenn sie mit dem was kommt zufrieden ist. Nicht jeder Tanz muss die tollsten Schrittkombinationen enthalten. Manchmal ist weniger vielleicht mehr?! (es gibt sogar Tangueras die beschreiben eine getanzte "Pause" als das höchste) Wer einmal einen Tango erleben durfte, bei dem so gut wie gar nichts (kompliziertes) getanzt wurde, sondern beide einfach nur die Musik und den Tanzpartner genossen haben ...

Wenn das ganze - pardon "die" Ganze - dann auch noch "hübsch verpackt" ist ... dann haben auch noch die Zuschauer etwas davon ;-) denn der Tanguero bekommt beim Tanz davon ja nicht allzuviel mit.

Falls sich nun die ein oder andere Dame angesprochen füllt, nehme ich gerne auch ihre Version des "perfekten Tangueros" entgegen.

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für diese treffende Beschreibung der perfekte Tanguera. Zwei Sachen, die für mich wichtig sind, möchte ich gerne ergänzen.

    Das eine hast du schon erwähnt – ich mag auch nicht jemanden vor mir "herumschieben". Aber ich brauche ein wenig mehr: ich nenne es aktives Tanzen. Das fängt mit der von dir erwähnten "Körpersapnnung" - ich werde sagen: Respekt zu eigenen Achse bewahren, geht über die musikalische Interpretation von Führungsimpulse und selbständiges Tanzen von Verzierungen und endet bei die umstrittene Führungsübernahme (dazu schrieb der Blogger Tangosohle zwei sehr gute Beiträge). Das Konzept "aktive Tanzen" wiederspricht das klassische Verständnis von "Führen-Folgen" nicht, sonder erweiter ihn. Das Führen wird zu eine Einladung und das Folgen - zu einer aktiven Interpretation der Musik. Womit wir wieder bei meinem Lieblingsthema, die Musik, sind :) Es sind nur wenige Tangueras die das aktive Tanzen beherrschen, umso mehr Spaß macht dann das Tanzen mit so eine Tanguera. Das Gefühl, was man dabei wahrnimmt, geht weit über das von dir beschriebene „sich der Musik zu öffnen“ – es ist eine Kommunikation auf eine sehr emotionale Ebene.

    Und da wäre noch die Sache mit den geschlossenen Augen. Ich finde in Ordnung, wenn diese Geste für dich "Vertrauen" und "ich genieße es" signalisiert. Ich kann diese beiden Signale empfangen auch ohne die Augen meine Partnerin zu beobachten – in eine geschlossene Umarmung sehe ich sie oft nicht. Für mich gibt es keinen Grund warum eine Tanguera die Augen schließen soll. Im Gegenteil - die Verbindung zu den anderen Tanzenden ist ein wichtiges Element des sozialen Tanzens (bei der TA als Milonga bekannt). Diese Verbindung wird durch den Augenkontakt mit anderen Paaren befördert.

    LG sweti

    AntwortenLöschen
  2. @sweti:
    Aber ist es nicht Aufgabe des Herren diesen Kontakt zu anderen Tanzpaaren zu "halten" bzw. dafür zu sorgen, dass das eigene Tanzpaar niemanden anderen behindert? Wie geschrieben empfinde ich es eher als negativ, wenn die Augen meiner Tanguera ständig herumwandern.

    AntwortenLöschen